Wer Cochem an einem sonnigen Sonntag besucht, rechnet in der Regel mit halbtrockenen Rieslingen, pittoresken Fachwerkhäusern und einem gemütlichen Mosel-Flair. Doch tief unter der idyllischen Postkartenkulisse schlummert ein Stück Geschichte, das spannender kaum sein könnte: der Bundesbank-Bunker in Cochem. Mein Besuch dieses einzigartigen Ortes wurde zu einer Zeitreise der besonderen Art und am Ende auch zu einem echten Highlight meines Mosel-Sonntags.
Ein geheimer Schatz tief im Felsen
Der Weg zum Bundesbank-Bunker führt zunächst unspektakulär durch ein ruhiges Wohngebiet. Nichts lässt erahnen, was sich hinter der modernen Fassade verbirgt. Doch sobald die schwere Stahltür ins Schloss fällt, beginnt die etwa 45-minütige Führung, die gleichermaßen lehrreich wie beklemmend faszinierend ist.


Hier, unter 30 Metern Fels, ließ die Deutsche Bundesbank in den 1960er Jahren eine hochsichere Bunkeranlage bauen. Für den Notfall eines Atomkriegs. In absoluter Geheimhaltung wurde dieser Ort zwischen 1964 und 1988 genutzt, um dort eine Ersatzwährung für die D-Mark zu lagern: speziell gekennzeichnete Geldscheine, die im Falle einer großflächigen Inflation oder Währungsmanipulation den Markt stabilisieren sollten. Die Existenz dieser sogenannten „BBk-Serie“ war jahrzehntelang streng geheim.
Einblick in eine Welt voller Sicherheitsprotokolle
Während der Tour wird klar: Dies war mehr als ein Lagerraum. Es war ein hochspezialisierter Ort mit allem, was im Krisenfall gebraucht wurde. Die Führung durch Schlafräume, Luftfilteranlagen, Tresorräume und den Kommandoraum zeigt eindrucksvoll, wie akribisch der Kalte Krieg geplant wurde – und wie viel Vertrauen man dem Bargeld als Stabilitätsanker entgegenbrachte.
Dank der engagierten Tourleiterin, die mit spannenden Anekdoten und Faktenreichtum durch die Tour führt, bleibt der Rundgang durch den Bunker nie trocken oder belehrend, sondern vermittelt Geschichte hautnah. Die Originalausstattung wurde zu großen Teilen erhalten, was das Erlebnis umso authentischer macht.
Vom Bunkerlicht ins Sonnenlicht: Spaziergang durch Cochem
Zurück ans Tageslicht zu treten, wirkt fast surreal. Der Kontrast könnte größer nicht sein. Plötzlich ist da wieder die Mosel, die sich glitzernd durch die Stadt schlängelt, die romantische Reichsburg Cochem, die stolz über den Dächern thront, und die Altstadtgässchen, die zum Bummeln und Staunen einladen.


Ich schlendere durch die malerische Innenstadt, vorbei an Weinstuben, kleinen Boutiquen und uralten Fassaden, die von der langen Geschichte dieser Stadt erzählen. Am Marktplatz gönne ich mir einen frisch gebackenen Flammkuchen mit Moselblick – der perfekte Kontrast zum Bunkerbesuch. Cochem ist eben ein Ort voller Facetten: Hier treffen Romantik und Realität, Weinkultur und Weltpolitik, Vergangenheit und Gegenwart auf faszinierende Weise zusammen.
Fazit: Cochem kann mehr als nur Moselromantik
Der Besuch des Bundesbank-Bunkers in Cochem ist ein absoluter Geheimtipp für alle, die neben Fachwerk-Charme auch ein Stück Zeitgeschichte entdecken wollen. Die Kombination aus spannender Führung und dem idyllischen Stadtflair macht den Ausflug zu einem rundum gelungenen Erlebnis.
Tipp: Führungen im Bundesbank-Bunker finden nur zu festen Zeiten statt – am besten vorher online buchen! Fotos sind leider nicht erlaubt.
Kosten: ca. 14 € pro Person
Dauer: etwa 45 Minuten
Website: www.bundesbank-bunker.de
Lust auf weitere Tagesausflüge bekommen? Dann lest hier weiter.