Willkommen in Pilsen. Der Stadt, in der das Bier nicht nur fließt, sondern Geschichte schreibt! Zwischen charmanten Gassen, gotischen Türmen und hopfengoldenen Glanzlichtern hat mich diese tschechische Perle restlos begeistert. Ob du ein Fan von feinster Braukunst bist, auf architektonische Schätze stehst oder einfach dem nächsten Wochenendziel mit „Wow“-Faktor suchst. Pilsen serviert dir all das mit einem Lächeln und einem perfekt gezapften Pils. In diesem Reisebericht nehme ich dich mit auf meine Entdeckungstour durch die Heimat des Pilseners – voller Aromen, Anekdoten und Abenteuer. Na dann: Na zdraví und viel Spaß beim Lesen!
Ankommen & Abtauchen: Ein Wochenende voller Genuss
Für meinen Aufenthalt in Pilsen entschied ich mich für das Avenue Pallova 28 Hotel und traf damit ins sprichwörtliche Schwarze. Direkt am Rand der Altstadt gelegen, bietet das moderne Stadthotel nicht nur kurze Wege zu den Sehenswürdigkeiten, sondern auch einen Tiefgaragenstellplatz für faire 10 € pro Nacht. Ein echtes Plus in einer Stadt, die sich zu Fuß am besten entdecken lässt. Besonders überzeugt haben mich das ausgesprochen freundliche Personal und das Frühstücksbuffet sowie die moderne Ausstattung. Ganz ehrlich: Die Auswahl an stilvollen Hotels in Pilsen war überschaubar. Doch was zunächst wie eine Einschränkung wirkte, entpuppte sich als Glücksgriff. Denn das Pallova war nicht nur die einzige Option, die für mich infrage kam, sondern auch die beste. Manchmal liegt die Qualität eben in der Kürze der Liste.
Bier, Barock und Blickfang: Der Platz der Republik und seine Highlights
Der Anreisetag war ganz dem entspannten Ankommen, ersten Eindrücken und dem Erkunden von Pilsens charmantem Stadtkern gewidmet – und die Stadt ließ sich dabei nicht lumpen: Ein prachtvoller Regenbogen spannte sich über den Himmel und flüsterte mir zu, dass dieses Wochenende wohl in bester Erinnerung bleiben würde.
Nach dem Einchecken ging es direkt hinein in die farbenfrohe Altstadt, wo pastellfarbene Fassaden wie aus einem Bilderbuch leuchten und die Zeit in den Gassen gefühlt ein wenig langsamer läuft. Herzstück der Altstadt ist der großzügige Platz der Republik, an dessen Rand die imposante St.-Bartholomäus-Kathedrale thront. Ein Meisterwerk der Gotik und stolzer Träger des höchsten Kirchturms in ganz Tschechien mit über 102 Metern.






Natürlich ließ ich es mir nicht nehmen, die 299 Stufen bis zur Spitze zu erklimmen. Oben angekommen, eröffnete sich mir ein atemberaubendes Panorama über ganz Pilsen. Der Eintritt? Ein Schnäppchen von rund 4 Euro, das sich in jeder Hinsicht gelohnt hat.
Nördlich des weitläufigen Platzes der Republik erhebt sich eines der architektonischen Highlights Pilsens: das prachtvolle Rathaus von Pilsen. Zwischen 1554 und 1559 nach den Entwürfen des italienischen Baumeisters Giovanni de Statia errichtet, gehört es zu den frühesten Renaissance-Bauwerken in Böhmen und darf sich mit Fug und Recht zu den schönsten Rathäusern nördlich der Alpen zählen.
Wenn dann auch noch die Sonne die Szenerie vergoldet, erwachen weitere Kunstwerke auf dem Platz zum Leben: die drei modernen Brunnen von Pilsen, die das Stadtwappen auf besonders kreative Weise interpretieren. Ein Kamel, eine Windhündin und ein Engel. Klangvolle Gestalten, gegossen in Bronze und Wasser. Doch welcher Brunnen stellt welche Figur dar? Ein kleiner Rätselspaß für alle, die Pilsen mit offenen Augen und einem Augenzwinkern erkunden wollen.
Hopfen trifft Historie: Kulinarische Entdeckungen in Pilsen
Nach so vielen neuen Eindrücken meldeten sich nicht nur der Magen, sondern vor allem der Durst und in Pilsen weiß man genau, wie man beides stillt! Die Stadt ist ein wahres Paradies für Bierliebhaber und das wird schon beim ersten Stopp im Lokál Pod Divadlem klar. Hier gibt es keine Ausreden: Pilsner Urquell fließt in Strömen. Egal ob Jung oder Alt, Mann oder Frau. Andere Getränke? Fehlanzeige! Mit einem herrlichen Außenbereich und umgeben von Einheimischen (Touristen? Kaum zu sehen!) mischte ich mich unter die Bierkenner und genoss mein erstes Glas dieses legendären Bieres mit der samtig-cremigen Schaumkrone. Ein echtes flüssiges Gold!
Doch Pilsen hat nicht nur das Bier in Perfektion drauf: Das Essen begeisterte ebenso. Gulasch und zartes Hähnchen-Schnitzel – scheinbar einfache Hausmannskost, die hier aber mit Liebe zum Detail und jeder Menge Geschmackskunst serviert wird. Beim Gedanken daran läuft mir heute noch das Wasser im Mund zusammen. Da zeigt sich, dass Genuss in Pilsen eine ganz eigene, herzliche Sprache spricht.



Kaum bin ich zwei Schritte gelaufen, fällt mir Pivstro – das Beer-Bistro ins Auge. Ein echter Geheimtipp für alle Hopfenfreunde und Liebhaber flüssiger Kreativität! Ich stürme direkt an die Bar und gönne mir vor dem nächsten Pils noch einen kleinen Gruß an die Craft-Beer-Fraktion – in Form eines aromatisch-hopfigen IPAs.
Pivstro ist weit mehr als nur eine Bar: Es ist ein stylisches Craft-Beer-Paradies im Herzen von Pilsen. Hier trifft traditionelle Braukunst auf moderne Bierexperimente, hier wird das Glas zum Abenteuer. Ob tschechische Kleinbrauerei oder internationales Highlight. Die Auswahl ist groß, die Beratung kompetent und das Ambiente entspannt-urban.
Craft trifft Klassik – Von Pivstro bis U Salzmannů
Weiter geht’s auf meiner kulinarisch-kulturellen Entdeckungsreise quer durch die Altstadt von Pilsen – und direkt hinein ins legendäre Restaurace & Hotel U Salzmannů. Seit 1637 braut sich hier Geschichte zusammen, im wahrsten Sinne des Wortes. Der ganze Stolz des Hauses: das ungefilterte Pilsner Urquell, frisch aus dem Tank gezapft. Natürlich von echten Biermeistern. Flüssige Tradition in Reinkultur, die ich mir mit Begeisterung auf der Zunge zergehen lasse.
Doch das Salzmannů ist weit mehr als bloß eine historische Adresse. Es vereint Gastlichkeit mit Charakter, Hausmannskost mit Niveau und Übernachten mit Flair. Alles inmitten der malerischen Altstadt. Wer Pilsen stilvoll erleben möchte, bekommt hier gleich drei Highlights auf einmal serviert: schlafen, speisen und genießen und das in einem Gebäude, das so viel Geschichte atmet wie ein ganzes Museum.
Ans Schlafen war an diesem Abend noch lange nicht zu denken. Zu groß die Neugier, zu durstig die Stimmung. Den krönenden Abschluss meines ersten Tages in Pilsen bildete das legendäre Šenk Na Parkánu. Eine echte Institution der Stadt und ein Muss für alle Liebhaber echter Bierkultur.
Direkt an der historischen Stadtmauer gelegen und eng verbunden mit dem Brauereimuseum Pilsen, versprüht diese urige Bierstube den authentischen Charme der 1930er Jahre. Inmitten von Holz, Stein und Geschichte schenkt man hier ungefiltertes Pilsner Urquell vom Fass aus. Ich wage zu behaupten: Es schmeckt hier mindestens so göttlich wie im berühmten Salzmannů.
Unterirdisch beeindruckend: Die Historischen Keller von Pilsen
Woran erkennt man gutes Bier? Richtig – am fehlenden Kater. Und so startete ich trotz wenig Schlaf, aber bestens gelaunt und gut genährt, in den nächsten Tag meines Pilsen-Abenteuers. Mein Motto: Ich arbeite mich von unten nach oben und das im wahrsten Sinne des Wortes.
Der erste Stopp: die Historische Unterwelt von Pilsen. Bereits im Vorfeld hatte ich mir ein Ticket gesichert (ca. 8 €) und das war goldrichtig. Auf einer rund einstündigen Tour tauchte ich in ein rund 800 Meter langes Labyrinth unterhalb der Altstadt ein (insgesamt umfasst das Netz über 13 km). Was auf den ersten Blick wie ein kühler Keller wirkt, entpuppt sich schnell als spannende Reise durch die mittelalterliche Geschichte Pilsens mit alten Brunnen, Vorratskammern, Fluchtwegen und jeder Menge Geschichten. Informativ, atmosphärisch und überraschend kurzweilig.





Wer Pilsen besucht, sollte sich auf keinen Fall den atemberaubenden Blick vom Café Terraza entgehen lassen. Versteckt im 6. Stockwerk des Hotel Central bietet die sonnendurchflutete Terrasse den perfekten Ort, um bei einem frisch gebrühten Kaffee und einem kleinen Snack den Platz der Republik aus der Vogelperspektive zu genießen – ganz nach dem Motto: Hoch hinaus und runterkommen zugleich!
Gut gestärkt machte ich mich auf den Weg zur Großen Synagoge Pilsen, einem wahren Juwel der maurisch-romanischen Architektur des 19. Jahrhunderts und einer der größten Synagogen Europas. Zwischen 1888 und 1893 entstand dieses architektonische Meisterwerk nach den Plänen des Wiener Architekten Emanuel Klotz. Mit ihren kunstvollen orientalischen Ornamenten und den imposanten Türmen zieht sie alle Blicke auf sich.
Nicht weit von der beeindruckenden Großen Synagoge entfernt thront das Große Theater, auch bekannt als J.K. Tyl Theatre – ein wahres Schmuckstück der Kulturstadt. Zwischen 1899 und 1902 entstand dieses architektonische Meisterwerk im eleganten Neorenaissance-Stil, verfeinert mit filigranen Jugendstilelementen, entworfen von Antonín Balšánek. Mit seinen 444 Sitzplätzen bietet das Theater ein perfektes Ambiente, um musikalische Highlights zu erleben. Angefangen bei der glanzvollen Eröffnung am 21. September 1902 mit Bedřich Smetanas legendärer Oper Libuše.
Goldenes Nass an heiliger Stätte: Die Pilsner Urquell Brauerei hautnah erleben
Der Weg zum absoluten Highlight meines Pilsen-Besuchs – und dem eigentlichen Hauptgrund, warum ich diese Bierstadt erkundete – führte mich direkt auf das Gelände der legendären Pilsner Urquell Brauerei (Plzeňský Prazdroj). Nach einem inspirierenden Spaziergang durch die lebendige Stadt tauchte ich ein in die faszinierende Welt des Bieres bei der zweistündigen, zuvor gebuchten Brauereiführung (Kosten: ca. 15 €).
Seit 1842 wird hier das weltberühmte Lagerbier gebraut, und wie der Name schon verrät, ist das Pilsner Urquell das allererste Pils der Welt. Heutzutage ist Pilsner das weltweit am weitesten verbreitete Bier, dessen Ursprung auf die legendäre Rezeptur aus Pilsen zurückgeht. Für eine Stadt mit gerade einmal etwa 180.000 Einwohnern eine wahrhaft große Bilanz. Kurzum: Diese Brauereitour ist ein absolutes Muss für jeden Bierliebhaber (inkl. der Besichtigung des Brauereikellers samt Verkostung) und macht das nächste Glas Pilsner Urquell noch köstlicher.




Nach der Brauereibesichtigung meldete sich der Magen. Wie passend, dass mit dem Hospoda Na Spilce direkt auf dem Gelände der Pilsner Urquell Brauerei für kulinarische Glückseligkeit gesorgt ist. In den ehemaligen Gärkellern untergebracht, liegt dieses urige Wirtshaus sprichwörtlich im Herzen des Bieres. Ein Ort, an dem Hopfen und Herzblut aufeinandertreffen. Hier genießt du nicht nur frisch gezapftes Pilsner Urquell in seiner ursprünglichsten Form, sondern auch deftige tschechische Küche vom Feinsten. Ohne Reservierung kann es zu Wartezeiten kommen, aber keine Sorge: Die lassen sich bei einem weiteren kühlen Bier problemlos überbrücken. Und nicht vergessen: Wer die historische Unterwelt Pilsens besucht hat, kann hier sogar seinen Biergutschein einlösen. Prost auf die perfekte Planung!
Für den Abschluss des zweiten Tages bietet sich ein Schlendern durch die Gassen der Altstadt und auf dem Kopfsteinpflaster an. Ihr werdet mit jedem Lokal, das ihr findet, eure Freude haben. Alle hier jetzt aufzuzählen würde nur den Ungerechtigkeit zufügen, die ich aufgrund der Zeitbeschrenkung nicht besuchen konnte. Geht also durch die richtige Seitenstraße und ihr könnt alles erleben. Anders als bei Sin City gibt es aber keine falschen Straßen in der Altstadt von Pilsen. Zumindest fand ich keine.
Pilsen zum Abschied – Architektur, Atmosphäre und ein letzter Schluck
Am Abreisetag gab es noch einmal ein kleines Special. Ich besichtigte im Rahmen einer Führung das Brummel-Haus des Architekten Adolf Loos. Für ca. 13 € wird der Besucher durch die Wohnung, die sich jetzt in Privatbesitz befindet, geführt. Die Tour ist auf Tschechisch (mit deutschen Texten) und dauert ca. 45 Minuten. Adolf Loos war ein einflussreicher österreichischer Architekt, Designer und Architekturtheoretiker (1870–1933), der als einer der Wegbereiter der modernen Architektur gilt. Er war berühmt für seinen minimalistischen Stil und seine Ablehnung von überflüssigem Zierrat. Zwischen 1907 und 1932 entwarf Loos mehrere Innenräume in Pilsen, zumeist für wohlhabende jüdische Unternehmerfamilien der Stadt. Für alle, die in Pilsen nicht nur Bier, sondern auch Baukunst genießen möchten, ist die „Loos-Route“ eine absolute Empfehlung.




Quasi beim Rausfahren aus Pilsen hielt ich noch an zwei Stationen: DEPO2015 und Papírna Plzeň (alte Papierfabrik). Im ehemaligen Straßenbahndepot findet sich seit 2015 (als Pilsen Kulturhauptstadt Europas wurde) ein Kulturzentrum für Ausstellungen, Konzerte oder Food Market. DEPO2015 ist kein Museum, sondern ein urbaner Spielplatz für Köpfe, Geschmäcke und Macher. Nur einen 15-minütige Spaziergang vom Stadtzentrum entfernt liegt die ehemalige Papierfabrik. Heute bekannt als Papírna Plzeň und ebenfalls ein Kulturzentrum mit einem Café als Lebensraum für Kultur und Kreativität sowie Nachbarschaftsaustausch.




Bevor ich mich auf die Autobahn nach Deutschland machte (und hier zum abschließenden Fazit komme), ging es mit einem leichten Schwenker zur Burg Radyně. Die Burg Radyně ist eine imposante Burgruine aus dem 14. Jahrhundert, die sich auf dem gleichnamigen Hügel erhebt. Sie wurde zwischen 1356 und 1361 unter der Regentschaft von Karl IV. erbaut und diente als königliche Zoll- und Verwaltungsburg für die Region Pilsen. Der 22 Meter hohe Bergfried kann für ca. 2,50 € bestiegen werden (nur Barzahlung). Kenner würden die Burg mit einer 9/10 bewerten. Unwissende werden dennoch beeindruckt sein, das letzte Bier und die letzte Stärkung zu sich nehmen und den Weg nach Hause.
Persönliches Fazit
Pilsen ist ein wahres Juwel im Herzen Böhmens, das Bierliebhaber und Kulturfreunde gleichermaßen in seinen Bann zieht. Hier trifft legendäres Pilsner Urquell auf eindrucksvolle Architektur und verführerische tschechische Küche, die nicht nur den Magen, sondern auch die Seele wärmt. Ob bei einem Schluck frischen Lagerbiers direkt aus dem Tank oder beim Flanieren durch die charmanten Gassen der Altstadt. Pilsen begeistert mit Charme, Geschichte und einer Prise Lebensfreude. Kurz gesagt: Wer einmal in Pilsen war, lässt sein Herz und seinen Gaumen garantiert nicht mehr los.
Lust auf Tschechien bekommen? Dann lest hier (Böhmisches Bäderdreieck) oder hier (Prag) weiter.
Ja. Pilsen ist ein wahres Juwel im Herzen Böhmens, das Bierliebhaber und Kulturfreunde gleichermaßen in seinen Bann zieht. Hier trifft legendäres Pilsner Urquell auf eindrucksvolle Architektur und verführerische tschechische Küche, die nicht nur den Magen, sondern auch die Seele wärmt.
Für alle, die in Pilsen nicht nur Bier, sondern auch Baukunst genießen möchten, ist die „Loos-Route“ eine absolute Empfehlung.
1. Platz der Republik (Náměstí Republiky) – einer der größten Stadtplätze Europas
2. St.-Bartholomäus-Kathedrale – gotisches Wahrzeichen mit begehbarem Turm
3. Rathaus von Pilsen – Renaissance-Bau aus dem 16. Jahrhundert
4. Große Synagoge – drittgrößte Synagoge der Welt, maurisch-romanische Architektur
5. J.K. Tyl Theater (Großes Theater) – prachtvolles Theater im Neorenaissance-Stil
6. Adolf-Loos-Interieurs – einzigartige moderne Innenarchitektur aus dem frühen 20. Jh.
7. Historische Unterwelt von Pilsen – 800 m lange unterirdische Gänge aus dem Mittelalter
8. Drei Brunnen auf dem Platz der Republik – moderne Kunst mit Bezug zum Stadtwappen
9. Pilsner Urquell Brauerei (Plzeňský Prazdroj) – die Geburtsstätte des Pilsners
10. Brauereimuseum Pilsen – interaktive Ausstellung zur Biergeschichte