Prag

by Anni & Wladi

Kommt man auf die Idee innerhalb einer Gruppe männlicher Reisebegleiter einen Städtetrip zu planen, welcher vordergründig den Spaß und den Bierkonsum als Ziel verfolgt, so fallen einem sofort zwei mögliche Reiseziele ein. Reiseziele, die bequem mit dem Auto erreichbar sind und – in unserem Fall – somit an Deutschland angrenzend. Eines dieser Ziele haben meine Cousins, mein Bruder und ich in 2015 ausprobiert und sind in die tschechische Hauptstadt Prag gefahren. Später sollten wir solche Trips in andere Städte, wie Budapest oder Bratislava, wiederholen.

Hotel Residence V Tůních - Prag

Hotel Residence V Tůních – Prag

Unsere Unterkunft vor Ort erfüllte alle unsere Erwartungen und wurde unserem nicht vorhandenen Anspruch vollends gerecht. Das Hotel Residence V Tůních, perfekt gelegen südlich der Altstadt, bietet für wenig Geld genau das, was eine Gruppe Männer braucht. Punkt. Toilettenpapier mussten wir zwar nachfragen. Dafür gab es aber einen Parkservice (gegen Aufpreis), den man auf jeden Fall in Anspruch nehmen sollte, wenn einem der eigene Wagen lieb ist (auch, wenn es sich bei dem Wagen um einen Toyota Avensis der 1. Generation handelt).

Wenzelsplatz - Prag

Wenzelsplatz – Prag

Den Ankunftstag verbrachten wir damit uns in der Stadt zurechtzufinden und spazierten Richtung Altstadt. Unsere erste Station war der Wenzelsplatz (noch in der Prager Neustadt gelegen). Im Grunde eine breite Straße mit vielen Geschäften sowie Restaurants und sozusagen ein großer Treffpunkt von Einheimischen und Touristen. Der Besucher bekommt direkt einen guten Eindruck, was Prag so alles bieten kann. Geld sollte man hier aber auf keinen Fall in Wechselstuben wechseln. Die Wechselgebühren sind hier extrem hoch. Lieber auf dem Weg durch die Straßen in Hotels nach Wechselmöglichkeiten schauen. Dort gibt es diese zu geringen Gebühren (wie z.B. auf dem Weg zur Prager Burg).

Altstädter Rathaus mit Uhr - Prag

Altstädter Rathaus mit Uhr – Prag

Unsere Route ging weiter Richtung Altstadt und zum Altstädter Ring. Dem zentralen Marktplatz Prags. Eine besondere Sauberkeit und die guterhaltenen Gebäude fallen dem Besucher dort sofort auf. Touristengruppen und Restaurants prägen das Bild. Über allem thront aber die Prager Rathausuhr aus dem 15. Jahrhundert. Statt weiter Sehenswürdigkeiten abzuhaken, machten wir uns auf die Suche nach einem Lokal zur Essens- und Bieraufnahme. Das Crazy Cow Steakhouse wurde es dann. Auf den ersten Blick in die Speise- und Getränkekarte fanden wir den Bierpreis von umgerechnet 4,- € pro großem Bier etwas viel. Da wir uns aber unweit des Markplatzes und somit dem Touristenhighlight befanden, akzeptierten wir diesen Preis. Was wir aber zunächst nicht wussten, war die Tatsache, dass unter „großem Bier“ hier nicht 0,4 L gemeint waren, sondern eine Mass (also 1 L). Dies änderte natürlich den Bierkurs zugunsten des Konsumenten.

Crazy Cow Steakhouse - Prag

Crazy Cow Steakhouse – Prag

Abends wollten wir den ersten Tag entspannt in Kneipen ausklingen lassen und waren doch leicht enttäuscht von der viel gelobten Barkultur Prags. Erstens fanden wir nicht so viele Kneipen und zweitens waren diese jetzt nicht besonders gut besucht. Vielleicht lag dies an dem Wochentag oder auch an dem Länderspiel im Eishockey. Wir wissen es nicht. An den folgenden Abenden sollten wir aber dafür etwas entschädigt werden.

Karlsbrücke - Prag

Karlsbrücke – Prag

Am nächsten Tag ging es gut erholt und ganz entspannt auf zu weiteren Erkundungen. So war der erste Zwischenstopp die Karlsbrücke. Es ist wahrscheinlich DAS Wahrzeichen Prags und gehört zu den ältesten Steinbrücken Europas und somit zu einem Pflichtbesuch. Dementsprechend tummeln sich viele Touristen und gefühlt ebenso viele Verkäufer, Maler oder Musikanten auf dieser Verbindung zwischen der Altstadt und der Kleinseite über die Moldau. Wer die Möglichkeit hat (oder sie sich nimmt), sollte früh morgens auf die Brücke gehen und die seelenlose Ruhe aufsaugen.

Veitsdom - Prag

Veitsdom – Prag

Wir zogen durch die Mengen und weiter zum Hradschin Berg. Auf diesem befindet sich die Prager Burg. Die, laut wikipedia, das größte geschlossene Burgareal der Welt bildet. Nicht schlecht. Das Areal ist auch ziemlich weitläufig und riesig. Als Besucher kann man da sicherlich einen halben Tag verbringen und sich durch die Gassen von einem atemberaubenden Bauwerk zum nächsten bewegen. Wie zum Beispiel zum Veitsdom, dem größten Kirchengebäude Tschechiens.

Aussichtsturm Petrin - Prag

Aussichtsturm Petrin – Prag

Wir nahmen noch einen Soldatenaufmarsch mit und gingen weiter Richtung Petrin-Hügel und zum sich dort befindenden Aussichtsturm Petrin. Der über 60 Meter hohe Turm stellt dabei einen Nachbau des Eiffelturms dar. Auf der obersten Plattform angekommen, bekommt der Hobby-Bergsteiger einen tollen Blick über Prag. Alternativ kann auch eine Seilbahn zum Turm genommen werden sowie ein Aufzug. Für Leute, die schwer zu Fuß unterwegs sind (oder zu faul).

Karel Zeman Museum - Prag

Karel Zeman Museum – Prag

Nach einem Mittagessen am Wasser zog es uns ins Karel-Zeman-Museum am Fuße der Karlsbrücke. Das Museum haben wir spontan vor Ort entdeckt und es war eine schöne Überraschung. Zwar ist es recht überschaubar, aber man hat dort als Besucher viele Entdeckungen zu machen und somit einen kurzweiligen und spaßigen Zeitvertreib. Karel Zeman war ein tschechischer Regisseur und sowas wie ein Vorreiter des animierten Films in Tschechien. Somit bietet die Ausstellung und das Museum viel Unterhaltung.

Karlovy Lázně - Prag

Karlovy Lázně – Prag

Viel Unterhaltung sollten wir auch abends bekommen. So wollten wir die Feierkultur Prags erleben, nachdem wir tagsüber schon viel Kultur mitgenommen haben. Wir zogen (und wurden gezogen) durch Kneipen, Cocktailbars und kehrten schlussendlich in der selbsternannten größten Disko Mitteleuropas ein – Karlovy Lázně. Auf vier Etagen machten überwiegend sehr junge Leute Party. Man kam sich vor wie auf einem 16. Geburtstag. Obwohl die Location an sich eigentlich ziemlich cool eingerichtet ist.

Ich muss aber dennoch sagen, dass ich zu alt bin für diesen Scheiß. Meine Cousins und mein Bruder wohl nicht. Dennoch egal. Wir hatten trotzdem unseren Spaß. Haben einem Typen den Hals gerettet, als er ausrutschte und drohte sich eben diesen zu brechen. Verloren uns. Tanzten. Fanden uns wieder. Trugen eine völlig betrunkene und ohnmächtige zukünftige Braut vom 4. Stockwerk zum Ausgang im Erdgeschoss (mit einem Zwischenhalt im Zweiten zum Kotzen). Als Belohnung gab es nichts. Nicht einmal eine Brautjungfer. Naja, möge ihre Ehe besser verlaufen als ihr Junggesellinnenabend. Am Ende kamen wir da heil raus und sicher ins Hotel. Ist ja auch schon einmal was.

Spa Beerland - Prag

Spa Beerland – Prag

Etwas verkatert ging es am nächsten Tag um die Mittagszeit aus dem Hotel zu unserem persönlichen Highlight des Prag-Besuchs. Dazu mussten wir nur rund 300 Meter die Straße runterlaufen und kamen zum Spa Beerland. Das einzige Spa, das Männer besuchen sollten! Wir buchten vorab einen Raum mit zwei Whirl-Bottichen und einem Bett aus Weizenstroh zur Entspannung nach dem Baderlebnis. Dazu gab es kostenlos selbstgebackenes Brot und Bier. Helles und Dunkles. So viel man wollte. Zum Selberzapfen. Ein wahrer Traum, der aber auf eine Stunde begrenzt war. Sicherlich aus gutem Grund und zum Selbstschutz übermotivierter Besucher auch gut so.

Trdelnik - Prag

Trdelnik – Prag

Nach dieser herrlichen Erfahrung ging es in die Innenstadt zum Essen. Als Nachtisch gab es dann Trdelnik mit Nutella. Manchmal kann das Leben einfach und schön sein. Beim Verputzen dieses wunderbaren Gebäcks kamen wir an einem Spiegellabyrinth mit einem kaleidoskopischen Kino (Imaginarium Praha) vorbei. Wir entschieden uns spontan dort reinzugehen und dies stellte sich als eine gute Entscheidung heraus. Da wir quasi die einzigen Besucher waren, konnten wir das Labyrinth voll ausnutzen und hatten unseren Spaß. Absolute Empfehlung!

The Pub - Prag

The Pub – Prag

Spaß macht durstig und den Durst zu löschen macht Spaß. Vor allem in der nächsten Lokalität – The PUB. Auf den ersten Blick wirkt diese Bar wie jede andere Sportsbar. Nimmt man aber an einem der zahlreichen Tische Platz, wird man feststellen, dass doch etwas anders ist. Der Gast gibt nämlich Bestellungen über ein Touchpad am Tisch auf und zapft sein Bier direkt ebenfalls am Tisch. Was dem ganzen aber die (Schaum-) Krone aufsetzt, ist eine zentrale digitale Übersicht, welcher Tisch bereits wie viel Bier konsumiert hat. Eine geniale Geschäftsidee.

Hangar - Prag

Hangar – Prag

Eine weitere empfehlenswerte Bar ist das Hangar gegenüber der Heilig-Geist-Kirche. Eine stylische Location auf zwei Ebenen im Stile der 50er Jahre. Dabei ist die untere Ebene eher als Club zu sehen und die obere als Lounge. Neben Essen gibt es richtig gute Cocktails und weitere Getränke wie Wein oder Champagner. Die Barkeeper und die Servicekräfte sind authentisch gekleidet (Männer als Piloten und Frauen als Stewardessen) und bei einem entsprechenden Trinkgeld an der Bar wird mächtig eingeheizt.

Darling Cabaret Prague - Prag

Darling Cabaret Prague – Prag

Unsere Zeit in Prag wollten wir dann kulturell ansprechend abschließen und suchten uns ein Kabarett, um auch die Kleinkunst zu würdigen. Dabei waren wir offen für Musik, Lyrik oder einfach nur Satire. Gegen gesellschaftskritische Töne hatten wir auch nichts einzuwenden und freuten uns einfach auf eine künstlerisch-ästhetische Unterhaltung. Wir fanden uns im Darling Cabaret Prague ein. Die Einrichtung war sehr geschmackvoll samtig rot-golden gehalten. Mit Kronleuchtern, Sitzgrüppchen und weiteren Zuschauerrängen. Wir kamen uns vor wie in einer Kreuzung von GoodFellas und einer italienischen Oper.

Dann setzte die Musik ein und wir waren froh noch einen Tisch erwischt zu haben. Eine leichtbegleitete Dame betrat die Bühne. Gut, wir hatten jetzt einen alten tschechischen Professor-Verschnitt mit einem khakifarbenen gestreiften Pulli erwartet. Dazu vielleicht noch einen Vollbart und eine Pfeife. Andererseits könnte es ja auch ein Duo sein, dachten wir uns. Vielleicht eine Art gesellschaftskritische Darstellung des Frauenbildes im 21. Jahrhundert und die Bedeutung des Feminismus in der heutigen Zeit. Aber dem war nicht so. Die Dame war alleine. Eine Soloshow sozusagen…

Dann wurde es suspekt. Die junge Dame holte ein Utensil hervor (ich frage mich bis heute, wo sie es die ganze Zeit versteckt haben sollte. Denn ihr knappes Outfit hatte doch gar keine Taschen) und ich hielt es zunächst für ein Mikrofon. Aber es war kein Mikrofon. An Weiteres erinnere ich mich nur bruchstückhaft. Das längliche „Ding“ war da, dann wieder verschwunden. Dann wurde sogar ein Zuschauer auf die Bühne geholt und musste sich hinlegen und dieses Ding in den Mund nehmen. Irgendwie erinnerte mich dann die nächste Szene an Woody Woodpecker. Irgendwann war die Show vorbei, die Menge applaudierte und wir gingen verstört mit dem Gewissen, dass dieser Abend uns irgendwie verändert hat, zu Bett. Am nächsten Morgen ging es dann heimwärts. Trotz dieses Ereignisses zum Abschluss, war unser Besuch ein Volltreffer und alles lief wie geflutscht.

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