Nepal – Eine 10-tägige Rundreise am Fuße des Himalayas

by Wladi

Eine Rundreise durch Nepal in nur zehn Tagen? Es klang nach einem waghalsigen Plan und genau deshalb wurde es unvergesslich. Zwischen den schneebedeckten Achttausendern, den flüsternden Klöstern im Himalaya und dem chaotisch-charmanten Kathmandu entfaltete sich ein Land, das jeden Tag wie ein neues Kapitel eines Abenteuerromans wirken ließ. Ob ich den Sonnenaufgang über dem Annapurna-Massiv jagte, durch die urigen Gassen von Bhaktapur streifte oder in der Natur die Ohren spitzte. Diese Route zeigte mir Nepal in all seinen Farben, Gerüchen und Gegensätzen. Es war ein Roadtrip für Entdecker, die keine Zeit verschwenden wollten und dennoch alles erleben konnten.

Übersicht der Stationen über My Maps

Diese Reise (03.11. – 12.11.2025) fand im Rahmen eines Bildungsurlaubs statt und wurde von der Deutschen Akademie für Waldbaden und Gesundheit organisiert. An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön für die Planung und an die wunderbare Gruppe, der ich zehn Tage lang angehören durfte. Wer mehr über Bildungsurlaub oder die vielfältigen Angebote der Akademie erfahren möchte, findet alle Infos über den entsprechenden Link. In diesem Artikel jedoch widme ich mich voll und ganz Nepal und nicht den vielen inspirierenden Impulsen, die der Bildungsurlaub zusätzlich vermittelt hat.

100 seconds of… Nepal (2025) – Videoclip auf YouTube

Tag 01 – Ankommen in Kathmandu, Nepal

Nach fast 20 Stunden Reisezeit von Frankfurt über Bangkok bis ins herzklopfende Kathmandu wurde ich am Flughafen eingesammelt und sofort zu meiner Gruppe chauffiert. Als letzter Ankömmling hatte ich das gemütliche Warmlaufen am Vormittag verpasst und so stolperte ich direkt, noch halb im Jetlag-Modus, ins Programm hinein. Dafür startete mein Nepal-Abenteuer gleich mit dem ersten echten Highlight. Für mich öffnete sich eine ganze Welt aus Hinduismus und Buddhismus. Ein Tor zu neuen Perspektiven, Ritualen und spirituellen Geschichten.

Der Hanuman Dhoka Durbar-Platz in Kathmandu (Basantapur) war einst das glanzvolle Herz des alten Königreichs. Ein Labyrinth aus Tempeln, Pagoden und Palästen, in dem Geschichte an jeder Mauerkante klebte (über 60 Tempel und Gebäude erzählen hier ihre eigenen Stories). Zwischen kunstvollen Holzschnitzereien, majestätischen Innenhöfen und dem berühmten Königspalast Hanuman Dhoka pulsierte das kulturelle Zentrum der Stadt. Trotz der Schäden durch das Erdbeben 2015 verströmte der Platz eine magische Stimmung: ein lebendiges Museum unter freiem Himmel, in dem sich Vergangenheit und Gegenwart mühelos die Hand gaben. Zwischen dem 12. und 18. Jahrhundert entstand dieser Platz. Der Eintritt für Touristen kostet umgerechnet ca. 6,- €.

Ankunft im Chaos von Nepal: Kathmandu empfängt mich

Unsere erste von vielen Unterkünften war das International Guest House im touristisch-bunten Viertel Thamel. Ein Ort, an dem sich Backpacker, Gebetsfahnen und hupende Rikschas fröhlich gute Nacht sagen. Das Guest House selbst war eine charmante Oase mit liebevoll gepflegtem Garten und einem richtig gemütlichen Ambiente. Dennoch handelte es sich um eine typische 2-Sterne-Unterkunft in Nepal. Perfekt also für meine erste sanfte Aklimatisierungsrunde an die dortigen Gegebenheiten. Erinnerungen an Kuba wurden wach.

Am Abend ging es weiter ins Restaurant Little Tibet, wo wir uns direkt durch die kulinarische Vielfalt Nepals probierten: fluffige Momos, würzige Nepali Thali und mutige Gyuma. Blutwurst, die vermutlich mehr Abenteuergeist verlangt als jeder Himalaya-Pfad. Dazu gab’s kühles Bier, den berühmt-berüchtigten Butter-Tee (Geschmackssache… sehr Geschmackssache) und den Lemon-Ginger-Honey-Tea, der sich im Laufe der Reise zu unserem heimlichen Dauerbegleiter entwickelte.

Tag 02 – Patan Darbar Square, Pashupatinath, Buddha Stupa, Garten der Träume

Der zweite Tag versprach von Anfang an, der abwechslungsreichste und einer der Höhepunkte unserer gesamten Nepal-Reise zu werden. Unser erster Stopp führte uns zum Patan Durbar Square. Ein prächtiger Königspalast-Komplex im historischen Herzen von Lalitpur. Zwischen kunstvoll geschnitzten Tempeln, bronzenen Statuen und jahrhundertealter Newari-Architektur fühlte es sich an, als würde man durch ein lebendiges Freiluftmuseum spazieren, in dem jede Ecke eine Geschichte flüstert. Der Eintritt für Touristen kostet umgerechnet ca. 6,- €.

Nur einen Steinwurf entfernt durften wir im Himalayan Singing Bowl & Healing Center einen kleinen Vorgeschmack auf die Klangschalentherapie erleben. Auch wenn ich nicht an bei Mondschein gefertigte Wunderinstrumente glaube, konnte ich der beruhigenden und fast schon magischen Wirkung dieser Schalen nicht widerstehen. Für ein paar Momente glitt ich innerlich weg, obwohl der Raum voller Menschen war. Eine kleine Oase der Ruhe mitten im pulsierenden Lalitpur.

Nepal zwischen Gebeten und Gebetsfahnen: Die Buddha-Stupa

Anschließend führte uns der Weg zum Pashupatinath-Tempel. Einem der heiligsten Hindu-Zentren der Welt und UNESCO-Weltkulturerbe. Der Zutritt ist – ähnlich wie bei Mekka – nur Gläubigen gestattet, doch schon vom Ufer des Bagmati-Flusses aus konnte ich das beeindruckende spirituelle Schauspiel beobachten. Gläubige versammelten sich zu rituellen Gebeten, während Rauchschwaden von heiligen Feuerbestattungen die Luft durchzogen und eine fast greifbare, mystische Atmosphäre schufen. Zwischen kunstvoll verzierten Pagoden, sanft plätschernden Flusswellen und dem rhythmischen Klang der Gebetsglocken spürte ich die tief verwurzelte religiöse Seele Nepals wie an kaum einem anderen Ort. Der Eintritt für Touristen kostet umgerechnet ca. 6,- €.

Mit all den neuen Eindrücken, die für uns Europäer fast wie ein kleiner Kulturschock wirkten, machten wir uns auf den Weg zur Boudhanath Stupa (Eintritt für Touristen ca. 2,50 €). Dieses buddhistische Heiligtum in Kathmandu zählt zu den größten der Welt und ist UNESCO-Weltkulturerbe. Ein Ort, der sofort Ehrfurcht einflößt. Die monumentale weiße Kuppel mit den allsehenden Augen Buddhas strahlte eine ruhige, beinahe magische Aura aus. Rund um die Stupa drehten Gläubige unermüdlich ihre Gebetsmühlen, während bunte Gebetsfahnen im Wind flatterten und der Duft von Räucherstäbchen die Luft erfüllte. Es war, als würde hier die spirituelle Seele Nepals greifbar. Faszinierend, berührend und absolut fotogen. Für eine entspannte Pause lohnt sich ein Stopp in einem der vielen Cafés rund um die Stupa: Café Caravan oder PeeDee Beans Coffee bieten einen fantastischen Blick auf die Kuppel. Perfekt, um die Atmosphäre in Ruhe aufzusaugen.

Momente in Nepal, die bleiben – auch wenn man weiterzieht

Zum Ausklang des Tages fanden wir ein wenig Ruhe im Garten der Träume. Einer grünen Oase mitten im quirligen Kathmandu. Der elegante Rückzugsort aus der Kolonialzeit wurde liebevoll restauriert und verströmte sofort eine entspannte, fast märchenhafte Atmosphäre. Zwischen blühenden Blumen, plätschernden Springbrunnen und schattenspendenden Pavillons ließ es sich wunderbar schlendern und die Gedanken treiben lassen. Das leise Zwitschern der Vögel mischte sich mit dem sanften Rauschen des Wassers. Für einen Moment vergaß man glatt, dass man sich mitten im pulsierenden Herzen Nepals befand. Der Eintritt für Touristen kostet umgerechnet ca. 2,50 €.

An diesem Abend durften wir unser Abendessen selbst zubereiten. In einer authentischen nepalesischen Wohnung, in der wir von Anfang an mit einer Wärme empfangen wurden, die direkt die Seele traf. Hier wurde spürbar, was wahre Gastfreundschaft in Nepal bedeutet: nicht nur freundliche Worte, sondern das offene Teilen von Raum, Zeit und Tradition. Wir setzten uns auf den Boden, lachten, fachsimpelten und rollten den Teig für die legendären Momos, die bis zum letzten Tag unserer Reise unser Herz eroberten. Ob gekocht oder gebraten, mit Fleisch oder vegetarisch, sie schmeckten nach Heimat, nach Nepal, nach unvergesslichen Momenten. Um uns herum summte die Wohnung vor Leben, Geschichten, Musik und Lachen. Ein fast unwirklicher Abend, der in Gesang, Tanz und einem warmen Gefühl der Verbundenheit ein herzliches, unvergessliches Ende fand.

Tag 03 – Namobuddha Monastery und Dhulikhel

Am dritten Tag verließen wir das lebhafte, strukturierte Chaos von Kathmandu und machten uns auf den Weg zur Namobuddha Monastery. Einer der bedeutendsten buddhistischen Pilgerstätten Nepals, etwa 40 Kilometer südöstlich der Hauptstadt. Hoch oben auf einem Hügel thronend, bot das Kloster nicht nur eine Oase der Ruhe, sondern auch atemberaubende Ausblicke auf die umliegenden Täler und Berge. Da der Weg zum Kloster aufgrund der Menschenmassen irgendwann nicht mehr mit dem Bus passierbar war, legten wir das letzte Stück zu Fuß zurück. Es war ein eigenartiges, faszinierendes Gefühl: mitten unter den Pilgern und Einheimischen zu sein, ohne die typischen Touristenroutinen, die man sonst gewohnt ist.

Oben angekommen, durften wir an einer Puja teilnehmen. Einer traditionellen Ehrerweisungs-Zeremonie. Filmen war nicht erlaubt, also saugten wir die Eindrücke förmlich in uns auf: die gesungenen Gebete, den Duft von Räucherwerk, die andächtige Stimmung. Ein besonders bewegender Moment wartete in der kleinen Kapelle außerhalb des Hauptklosters, wo der Legende nach Buddha einem hungrigen Tiger das Leben schenkte. Ein Symbol für Mitgefühl und Opferbereitschaft, das den Besuch unvergesslich machte.

In Nepal auf alten Pfaden: Dhulikhel

Anschließend zog es uns wieder hinaus in die Natur, auf einen Panorama-Wanderweg, der uns durch beeindruckende Landschaften, ländliches Leben und die harmonische Koexistenz von Mensch und Natur führte. Unser Ziel war die Altstadt von Dhulikhel, ein historisches Juwel, das den authentischen Charme traditioneller nepalesischer Architektur bewahrt hat. Schmale, verwinkelte Gassen schlängelten sich vorbei an alten Pagoden, kunstvoll geschnitzten Holzbalkonen und kleinen, verwunschenen Tempeln, die das kulturelle Erbe der Region lebendig hielten. Überall begegneten wir freundlichen Einheimischen, die zwischen ihrem geschäftigen Alltag die jahrhundertealten Traditionen mit Stolz weiterlebten. Ein Ort, an dem Geschichte, Kultur und Alltag auf magische Weise miteinander verschmelzen.

Unsere Unterkunft für diese Nacht war das Dhulikhel Lodge Resort. Ein erster echter Vorgeschmack auf den Himalaya. Das charmante 3-Sterne-Hotel lag malerisch am Hang und bot, bei klarem Wetter, einen atemberaubenden Blick auf die schneebedeckten Gipfel der Gebirgskette. Kulinarisch wurden wir ebenfalls verwöhnt: Das Essen im Hotel war köstlich, und den Abend ließen wir entspannt bei Drinks am knisternden Kamin ausklingen. So endete der dritte Tag auf perfekte Weise. Erfüllt von Eindrücken, neuen Perspektiven und einer großen Vorfreude auf das, was noch kommen würde.

Tag 04 – Panauti, Rani Jhula Hängeseilbrücke, Nagarkot

Nach einem himmlischen Frühstück auf der Terrasse – Himalaya-Panorama inklusive – machten wir uns auf den Weg nach Panauti. Die rund 700 Jahre alte Altstadt ist ein echter Geheimtipp, ein stiller Schatz, in dem das ursprüngliche Nepal noch spürbar atmet. Beim Schlendern durch die gelassenen Gassen begegnet man Menschen, die ihren Alltag leben und gleichzeitig uralte Traditionen bewahren. Panauti trägt eine besondere, fast zeitlose Ruhe in sich und öffnet ein kleines Fenster in Nepals Vergangenheit. Authentisch, warm und voller Charme. Krönender Abschluss: der beeindruckende Tempelkomplex am Panauti Ghat.

Mit dem Bus ruckelten wir weiter durchs Kathmandutal, vorbei an der imposanten Kailashnath-Mahadev-Statue. Der größten Shiva-Figur Nepals, die majestätisch über die Hügel wacht. Unser eigentliches Ziel: die 2022 erbaute, rund 250 Meter lange Rani-Jhula-Hängeseilbrücke. Eingebettet in unberührte Natur fühlte sich das Überqueren an, als würde man schwebend über den Baumwipfeln gleiten, während sich tief unten das Tal ausbreitet. Danach führte uns der Weg weiter durch sattes Grün, über stille Pfade und hinein in eine Wanderung, die uns erneut mit einem grandiosen Himalaya-Panorama belohnte.

In Nagarkot erwartete uns unser Hotel für die Nacht. Das Mountain Vista Retreat, malerisch am Hang gelegen und mit einem Panorama, das aus jedem Zimmer direkt ins Herz des Himalayas führte. Auf über 2.200 Metern Höhe atmeten wir erstmals so richtig die klare Bergluft ein und spürten, wie gut uns die Nähe zur Natur tat. Die Anstrengungen der ersten Reisetage meldeten sich leise zurück, sodass die Aussicht auf etwas Ruhe geradezu himmlisch wirkte. Gleichzeitig lag eine leise Vorfreude in der Luft, denn am nächsten Morgen sollte uns der Sonnenaufgang begrüßen. Ein Spektakel, das hier am Tor zum Himalaya niemand verpassen wollte.

Tag 05 – Bhaktapur

An diesem Tag drehte sich alles um die zauberhafte Stadt Bhaktapur. Eine Perle Nepals, die zwischen all den funkelnden Schätzen des Landes noch einmal besonders glänzte. Wie durch ein lebendiges Freiluftmuseum schlenderten wir durch die verwinkelten Gassen der Altstadt und ließen uns vom geschäftigen Treiben verzaubern. Der (Tages-) Eintritt für Touristen kostet umgerechnet ca. 13,- €.

Wir sahen den Töpfern bei der Arbeit zu, besuchten die Papierfabrik The Peacock Shop und staunten über die beeindruckende Holzschnitzerei-Sammlung des Besitzers. Ein lebendiges Zeugnis der kunstvollen Handwerkskunst, die überall in Bhaktapur zu finden ist (siehe auch Peacock Window). Über den Taumadhi Square liefen wir weiter zum majestätischen Bhaktapur Durbar Square, dessen historische Schönheit einen tief beeindruckte. Den krönenden Abschluss bildete der Nachmittag auf den Rooftop-Bars, von denen wir den Sonnenuntergang genossen und dabei einen atemberaubenden Blick über den Durbar Square hatten. Ein Moment, der Bhaktapur noch lange in Erinnerung behalten ließ.

Unser Abendessen genossen wir im The Golden Eyes, mit einem perfekten Blick auf den imposanten Nyatapola-Tempel am Taumadhi Square. Ein Dinner mit Aussicht, wie man es sich nur wünschen kann. Für die Nacht bezogen wir das Hotel Heritage Malla, das dank seiner zentralen Lage in der Altstadt und des freundlichen Personals einen angenehmen Aufenthalt bot. Trotz der praktischen Lage und des guten Services gehörte das Ambiente eher zu den einfacheren Unterkünften der Reise, doch für eine kurze Nacht reichte es völlig aus.

Tag 06 – Pokhara

An diesem Tag lag ein wahrer Marathon vor uns: Über 200 Kilometer von Bhaktapur nach Pokhara. Eine Strecke, die auf dem Papier harmlos wirkt, in Nepal jedoch schnell zur Ausdauerprobe wird. Mehr als zehn Stunden waren wir unterwegs, inklusive Mittagspause und einem weiteren Stopp an einer Hängeseilbrücke. Der Großteil der Fahrt fühlte sich weniger nach Straße und mehr nach Offroad-Abenteuer an. Als wir schließlich völlig erschöpft in Pokhara ankamen, empfing uns eine Stadt, die lebendig, bunt, laut und vibrierend war. Pokhara wirkte wie eine touristische Partyoase, die mit ihrem Lichtmeer und Trubel sofort alle Sinne wachküsste.

Für die Nacht checkten wir im Hotel Mount View Pokhara (6 Street No. 13) ein. Zweckmäßig, solide, nicht mehr und nicht weniger. Gegessen wurde in der Dunga Restro & Lounge Bar, einem riesigen Lokal, das den Charakter der Stadt perfekt einfing: offen, lebendig, voller Energie.

Pokhara selbst fühlte sich an wie ein tiefer, befreiender Atemzug nach einer langen Wanderung (oder eben einer langen Busfahrt). Eingebettet zwischen sattgrünen Hügeln und dem spiegelglatten Phewa-See, über dem sich die schneebedeckten Gipfel des Annapurna-Massivs abzeichnen, wirkt die Stadt wie ein Postkartenmotiv, das den Sprung in die Realität geschafft hat – und zwar mit voller Kraft.

Tag 07 – Phewa-See und Australian Base Camp

Nach dem Frühstück stachen wir bei traumhaftem Wetter – das uns übrigens während der gesamten Nepalreise treu blieb – in See. Die Fahrt über den Phewa-See fühlte sich wie ein sanfter Gegenpol zum holprigen Busabenteuer des Vortags an: Statt Gerüttel nun lautloses Gleiten über spiegelglattes Wasser. Auf einer kleinen Insel mitten im See legten wir eine Pause ein, ließen den Blick über das imposante Himalaya-Panorama schweifen und beobachteten das bunte Treiben der Menschen um uns herum. Es war einer dieser Momente, in denen alles stimmte: das leise Plätschern des Wassers, die friedliche Atmosphäre und die pure Postkartenidylle, die sich vor unseren Augen entfaltete.

Mit dem Bus fuhren wir zum Ausgangspunkt unserer kleinen Wanderung. Dem Kande / Khare Australian Camp Hike Start Point. Von dort sollte es hinauf zum Australian Base Camp auf über 2.100 Metern Höhe gehen. Zwar waren es nur etwa 200 Höhenmeter, doch diese hatten es in sich: steil, größtenteils über Treppenstufen, die unsere Beine ordentlich forderten. Nach rund 1,5 Stunden erreichten wir schließlich unser Ziel. Das Australian Base Camp und unsere Unterkunft, das Hotel Gurans Australian Camp.

Himalaya-Magie bei Sonnenaufgang

Der Name hält, was er verspricht: Mehr Camping als Hotel, rustikal, aber genau richtig für diesen Tag. Wer hier übernachtet, sollte sich auf kühle Nächte einstellen. Eine warme Jacke ist Pflicht. Doch die Mühe und Einfachheit lohnen sich, denn die Umgebung und die Aussicht sind einfach unvergleichlich. Vor der majestätischen Kulisse des Himalaya ließen wir uns in eine Runde Yoga Nidra sinken, und plötzlich war alles still. Nur noch der Atem der Berge, das Flüstern des Windes und das leise Klopfen des eigenen Herzens. Am siebten Tag spürte ich, dass ich wirklich angekommen war: in Nepal, in diesem Moment, bei mir selbst.

Als die Sonne langsam hinter den schneebedeckten Gipfeln versank, färbte sich der Himmel in flammendes Orange und tiefes Purpur. Am Australian Camp View Point stand ich da, den Blick über die endlosen Bergketten gleitend, und sah eine Sternschnuppe den Nachthimmel durchqueren. Kein Wunsch, keine Sehnsucht. Nur pure, wunschlose Glückseligkeit, ein Moment, der mich vollständig in der Gegenwart verankerte. Das Abendessen verband uns wieder mit der nepalesischen Gastfreundschaft, und später saßen wir gemeinsam vor dem knisternden Kamin, lauschten dem leisen Rauschen der Nacht und spürten, wie Frieden, tief und klar, uns umfing. Ein perfekter Abschluss eines unvergesslichen Tages.

Tag 08 – World Peace Pagoda

Um 5:45 Uhr erwachte ich nach einer unruhigen Nacht und wurde Zeuge einer der schönsten Morgenröten meines Lebens. Schnell gewaschen, hinaus zum Aussichtspunkt und da stand er. Der imposante Sonnenaufgang über dem Himalaya. Wie viele Sonnenaufgänge hatten wir auf dieser Reise schon gesehen? Egal, keiner war wie dieser.

Sonnenaufgänge sind immer magisch, doch vor dem höchsten Gebirge der Welt wirken sie geradezu ehrfurchtgebietend. Menschen versammelten sich still und andächtig, der Blick auf die schneebedeckten Gipfel gebannt. Ein Gefühl der Ehrfurcht lag in der Luft, unaufdringlich, aber allgegenwärtig. Alles, was wir sahen, war pur, unberührt und von Menschenhand nicht zu schaffen. Ein Naturschauspiel, das sich tief ins Herz brannte.

Das Frühstück schmeckte an diesem Morgen gleich doppelt so gut. Mit der majestätischen Bergkulisse als Leinwand und den ersten Sonnenstrahlen, die langsam wärmend auf uns fielen. Morgens noch in Jacke eingehüllt, zeigte sich das Klima mittags schon von seiner sonnigen Seite und der eine oder andere Sonnenbrand war unvermeidlich. Die Temperatur schwankte zwischen frischen 8 °C in der Nacht und angenehmen 25 °C am Tag. Meistens jedoch präsentierte sich das Wetter wolkenfrei und trocken. Abgesehen von einem kurzen Tröpfeln von zwei Minuten zu Beginn unserer Reise in Kathmandu.

Am Annapurna in Nepal: Wanderwege, die verwandeln

Es war Zeit für den Abstieg ins Tal. Über knapp 1.800 Höhenmeter ging es fast fünf Stunden hinunter zum ABC Trekking Starting & Ending Point (Dhampus Phedi), wo unser Bus bereits auf uns wartete. Unser nächstes Ziel war die World Peace Pagoda, hoch über Pokhara gelegen, mit einem atemberaubenden Blick auf den Phewa-See und die schneebedeckten Gipfel des Annapurna-Massivs. Die Pagode ist ein kraftvolles Symbol für Frieden, Freundschaft und Spiritualität und zieht sowohl Pilger als auch Reisende in ihren Bann.

Auf dem Rückweg gönnte ich mir erstmals in Nepal einen richtigen Kaffee (wobei ich nichts gegen den Pulverkaffee in den Hotels einzuwenden hatte) im Organic Coffee House. Ein Genuss, der die Strapazen der Wanderung augenblicklich vergessen ließ, auch wenn meine Waden sich in den folgenden Tagen mit hartnäckigem Muskelkater noch deutlich bemerkbar machten. Das Hotel für die vorletzte Nacht in Nepal war das Hotel Crown Himalayas. Es erfüllte seinen Zweck und hatte auch einen tollen Blick über die Stadt. Abends wurden wir mit einem Buffet im Hotel versorgt.

Tag 09 – Rückflug nach Kathmandu und Kirtipur

Am vorletzten Tag ging es mit einem Inlandsflug zurück nach Kathmandu. Alles klappte reibungslos und der Weg war nach 30 Minuten geschafft. Bevor es wieder zu unserem Anfangshotel, dem International Guest House, ging, besuchten wir noch die Stadt Kirtipur. Kirtipur ist eine charmante, historische Stadt auf einem Hügel südwestlich von Kathmandu, die den alten nepalesischen Charme bewahrt hat. Besonders beeindruckend sind der Bagh Bhairab Temple sowie der Uma Maheshwor Temple. Von Kirtipur aus eröffnet sich zudem ein herrlicher Blick auf das Kathmandu-Tal, während das alltägliche Leben der Einheimischen – Märkte, Handwerkskunst und lokale Rituale – den Besuch zu einem authentischen und lebendigen Erlebnis macht. Die Stadt ist weniger touristisch überlaufen, wodurch sie eine ruhige, fast meditative Atmosphäre ausstrahlt.

Unsere Mittagspause legten wir im Temple View Restro and BBQ ein, direkt neben dem imposanten Uma Maheshwor Temple. Von der Terrasse genossen wir noch einmal den fantastischen Blick über Kathmandu, während die Sonne sanft auf die Dächer und Tempel fiel. Besonders das lokale „Yaktoberfest“-Bier schmeckte hier ausgezeichnet und passte perfekt zur entspannten Stimmung.

Nepal: Ein Land, das durch seine Menschen leuchtet

Den weiteren Nachmittag nutzte ich, um in der Temple Town Rooftop Restaurant & Bar einen Platz für den Sonnenuntergang zu ergattern und mich dem Abschluss des Tages bei einem kühlen Barahsinghe-Bier und einem Plausch mit dem Personal hinzugeben.

Das Abschlussessen genossen wir im fußläufig erreichbaren Hotelrestaurant Marshyangdi. Wie hätte es auch anders sein können. Wir stießen auf unsere unvergessliche Reise mit dem „made in the Himalayas“-Wodka 8848 an. Danach zog ich noch mit unseren Guides durch das quirlige Thamel und hatte das Glück, eine traditionelle Salaijo-Vorführung mitzuerleben.

Salaijo, ein gefühlvolles nepalesisches Volkslied, verkörpert den tief verwurzelten Folk-Stil des Landes und bot einen wunderbaren Einblick in die Welt der Einheimischen. Der Abend war ein intensives Eintauchen in Kultur, Musik und Lebensfreude. Doch bald hieß es zurück ins Hotel. Denn der Wecker würde um 4 Uhr klingeln, um einen letzten unvergesslichen Moment in Nepal zu erleben.

Tag 10 – Everest-Flug und Swayambhu Stupa

Ein Großteil unserer Gruppe entschied sich für ein ganz besonderes Abenteuer: einen Flug über den Mount Everest. Unsere Guides organisierten dafür ein Rundum-Sorglos-Paket. Inklusive Transfer, Begleitung zur Sicherheitskontrolle und Abholung nach dem Flug. Das Wetter spielte perfekt mit und um 6:30 Uhr hob unsere Shree Airlines-Maschine in den klaren Morgenhimmel ab.

Der Flug kostete mich rund 190,-  € und dauerte etwas mehr als eine Stunde. Genug Zeit, um Fotos zu machen und den atemberaubenden Anblick der Himalaya-Gebirgskette in vollen Zügen zu genießen. Vor uns erstreckte sich die majestätische Silhouette des Mount Everest. Den die Nepalesen Sagarmatha („Stirn des Himmels“) und die Tibeter Chomolungma („Mutter der Erde“) nennen. Ein Moment, der einem die Größe und Erhabenheit dieses höchsten Berges der Welt unvergleichlich nahebringt.

Da mein Rückflug erst am Abend ging, gönnte ich mir nach dem Everest-Flug zunächst ein gemütliches Frühstück und ein dringend benötigtes Nickerchen. Erst der Anruf der Rezeption holte mich zurück in die Realität und erinnerte mich daran, dass es Zeit war auszuchecken. Ich blieb noch eine Weile in der Hotellobby, plauderte mit unseren Guides und entschied mich spontan für einen letzten kleinen Ausflug. Zur Swayambhu Stupa, die über den Westen Kathmandus wacht (Eintritt: ca. 1,20 €).

Nepal, ein Abschied voller Wehmut: Swayambhu und die letzten Schritte

So streifte ich durch die Straßen wie ein Geist, der sich noch nicht von der Welt lösen möchte. Langsam, bewusst, fast andächtig. Ein letztes Mal die Luft dieser Stadt einatmen; ein letztes Mal Bilder einfangen; ein letztes Mal diesen einzigartigen Blick genießen. Nepal hielt mich noch fest, während die Zeit schon weiterzog.

Die Swayambhu Stupa – vielen auch als „Monkey Temple“ bekannt – gehört zu den bedeutendsten Heiligtümern des Kathmandu-Tals. Hoch auf einem Hügel gelegen, eröffnet sie einen weiten, beinahe majestätischen Blick über die Stadt. Ihr Name bedeutet „der Selbstentstandene“ und geht auf eine alte Legende zurück. Nach der sich die Stupa einst aus einem heiligen Lotus erhob, der im Ursee des Tals wuchs.

Über 300 Stufen führen hinauf. Jeder einzelne Schritt schien die Erinnerungen der letzten Tage noch einmal lebendig zu machen. Und als ich schließlich oben stand, stellte sich trotz des Trubels eine unerwartete Stille in mir ein. Die Reise war vorbei. Nepal war ein Teil von mir geworden. Ein Mosaik aus Spiritualität, Natur und Menschlichkeit, das sich für immer in meinem Herzen verankert hat.

Fazit

Nepal ist einzigartig. Zwischen chaotischen Straßen und stillen Tempeln, zwischen rauchenden Ritualfeuern und schneebedeckten Gipfeln, zwischen Gebeten, Gastfreundschaft und grenzenlosen Horizonten fand ich etwas, das sich nur schwer erklären lässt: eine leise, tiefe Berührung der Seele.

Ich wanderte durch Jahrhunderte alter Städte, atmete die klare Luft des Himalayas, ließ mich von Sonnenaufgängen verzaubern, die größer waren als jeder Gedanke und begegnete Menschen, deren Herzlichkeit länger bleibt als jede Erinnerung. Jeder Schritt, jeder Moment, jede Stille schrieb ein neues Kapitel in mir.

Nepal ist kein Land, das man einfach bereist. Nepal ist ein Gefühl.

Namaste.

Ist Nepal ein Urlaubsland?

Ja – Nepal ist definitiv ein Urlaubsland. Und was für eines. Das kleine Land zwischen Indien und China bietet eine außergewöhnliche Vielfalt auf engstem Raum. Abenteurer, Kulturinteressierte, Naturliebhaber, Ruhesuchende – alle kommen ihre Kosten.

Wann ist die beste Reisezeit für Nepal?

Oktober – November sowie März – April (bis Anfang Mai).

Ist Nepal ein teures Reiseland?

Nepal ist nicht teuer – außer du willst Komfort oder gehst viel trekken.
Für die gebotenen Erlebnisse ist es eines der preiswertesten und zugleich wertvollsten Reiseziele Asiens.

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